21.02.2011

Drohung an der Tafel ist schlechter Scherz - Unruhe an der Niersteiner Realschule

21.02.2011 - NIERSTEIN

Von Beate Nietzel

Eine Schmiererei an der Tafel eines Klassenraumes sorgte über das Wochenende für Unruhe an der Niersteiner Realschule. Am Montagvormittag waren Beamte der Oppenheimer Polizeiinspektion erneut vor Ort, um Befragungen durchzuführen und die Gemüter zu beruhigen. Derzeitiges Fazit: „Nach eingehender Bewertung ist an der Sache nichts dran“, so René Nauheimer von der Pressestelle des Mainzer Polizeipräsidiums.

Es habe sich um Beschimpfungen in zwei unterschiedlichen Handschriften gehandelt, die von der Lehrerin einer siebten Klasse an der Tafel entdeckt worden seien, nachdem zuvor eine andere Klasse den Raum genutzt habe. Der Ausdruck „Drohung“ hierfür sei unzutreffend, unterstreicht Nauheimer, auch sei weder das Wort „Amok“ zu irgendeinem Zeitpunkt verwendet noch der gestrige Montag als Datum für ein angekündigtes Vorkommnis – wie offenbar in Teilen der Schülerschaft kolportiert – genannt worden.

Entdeckt worden sei die Kritzelei bereits am Freitagvormittag, schildert Schulleiter Hans-Jürgen Pitzer. Daraufhin habe man aus Leitung und Kollegium ein Krisenteam gebildet und sofort die Polizei verständigt. Diese habe nach umgehenden Recherchen „keine konkrete Gefährdung“ festgestellt. Bis zum Schulschluss am Freitag habe man unablässig beraten und dann entschieden, am Montag ganz normal den Unterricht abzuhalten. Am Wochenende habe er, so Pitzer, die Vorsitzende des Schulelternbeirats informiert, am Montagmorgen dann die zuständigen Vorgesetzten bei der ADD und das Bildungsministerium. Von Letzterem hält jede Schule des Landes einen orangefarbenen Ordner „Handreichungen in Krisensituationen“ griffbereit.

Gigantische Ausmaße übers Internet

Über die zumal von den Kindern und Jugendlichen genutzten sozialen Netzwerke habe der Vorfall allerdings „gigantische Ausmaße“ angenommen, bedauert Hans-Jürgen Pitzer, dass die vermeintliche Bedrohung über das Wochenende mit teils überbordenden Inhalten gefüllt worden sei. Dabei sei es vielmehr das Gebot der Stunde, „besonnen zu reagieren, ohne darum herumzureden“. „Stimmt das morgen mit dem Amoklauf an de Schul‘?“, fragte da etwa Olaf (alle Namen geändert) am Sonntagnachmittag seine Freunde auf Facebook. „Eh nur ein Gerücht, sonst hätten die Lehrer allen was gesagt“, zeigt sich Enrico überzeugt. „Waren irgendwelche kleinen Kinder, die sich nen dummen Scherz erlaubt haben, die wurden erwischt“, teilt wiederum Alberta mit. „Ich hab so Schiss bekommen!“ meint Lara.

Dass derlei Mundpropaganda in den unterschiedlichsten Versionen mit Vorsicht zu genießen ist, ist auch Schülern und Eltern klar. „Skandalös“ aber finden einige Mütter oder Väter die Informationspolitik der Schule. „Am Freitagnachmittag war Elternsprechtag – kein Wort ist gefallen. Und es hätte doch jeder Lehrer am Wochenende die Namensliste seiner Klasse abtelefonieren können“, meint ein Vater gegenüber der AZ. Seine Kinder und ihre Klassenkameraden seien beispielsweise mit der Aussage „Das war nur ein schlechter Scherz, macht euch keine Sorgen“, beruhigt worden, wohingegen die Befragung durch die Polizei am Montag wiederum Besorgnis und Unsicherheit erregt habe.

Viele Eltern holten ihre Kinder am Montag, dem Tag der Anmeldung für die neuen Fünftklässler, vorzeitig aus der Schule ab, die Telefone liefen heiß. Dass man sich als Verantwortlicher durchaus in der Zwickmühle fühlen könne, versteht auch Anja Fritzsch. Die Vorsitzende des Schulelternbeirats informierte die Vorstandsmitglieder am Sonntag per E-Mail, nachdem sich der Eindruck bei ihr verfestigt habe, dass „soweit alles im Griff war“. Auch ihre Kinder übrigens hätten von der Sache erst bei Facebook erfahren.

http://www.allgemeine-zeitung.de/region/oppenheim-nierstein-guntersblum/vg-nierstein-oppenheim/nierstein/10248980.htm

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